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Pferdefütterung als Fachdisziplin... Ansätze und Empfehlungen

Pferdefütterung als Wissenschaft?

Die Pferdefütterung ist ein wesentlicher Bestandteil der Pferdehaltung und -pflege, da sie direkt die Gesundheit, Leistung und das Wohlbefinden des Pferdes beeinflusst. Eine artgerechte, ausgewogene Ernährung stellt sicher, dass das Pferd ausreichend mit allen notwendigen Nährstoffen versorgt wird.

Hier sind die wichtigsten Grundsätze der Pferdefütterung.

(Aufsatz: A. Pinter, 2024)

Artgerechte Ernährung

Pferde sind Pflanzenfresser (Herbivoren) und benötigen eine Fütterung, die auf ihren natürlichen Fressgewohnheiten basiert. Sie sind darauf ausgelegt, den Großteil ihres Tages mit Grasen und der Aufnahme von Raufutter zu verbringen. Daher sollte ihre Ernährung vor allem aus Heu, Gras oder Silage bestehen. Diese ballaststoffreiche Kost ist wichtig für die Verdauung und die allgemeine Gesundheit des Pferdes.

Grundlagen...

Die Pferdefütterung ist ein komplexes Thema, das weit über das bloße Bereitstellen von Futter hinausgeht. Es erfordert ein tiefgehendes Verständnis der physiologischen und biochemischen Prozesse im Pferdekörper sowie der spezifischen Bedürfnisse, die sich aus dem Alter, der Aktivität und dem Gesundheitszustand des Tieres ergeben.

Im Folgenden wird die Pferdefütterung detaillierter behandelt, insbesondere aus der Perspektive der Anatomie, Physiologie und Ernährungswissenschaft.

Anatomische und physiologische Grundlagen der Verdauung

Pferde sind nichtwiederkäuende Pflanzenfresser mit einem hochspezialisierten Verdauungssystem, das vor allem für die Verarbeitung von Ballaststoffen (Cellulose) aus pflanzlichen Nahrungsquellen wie Gras und Heu geeignet ist.

Mund und Speichelproduktion

Im Mund erfolgt die mechanische Zerkleinerung des Futters durch Kauen. Dabei wird Speichel produziert, der Amylase enthält, um Stärke in Zucker umzuwandeln. Da Pferde jedoch keine Wiederkäuer sind, erfolgt die Stärkeverdauung hauptsächlich im Dünndarm und nicht im Pansen. Pferde benötigen eine konstante Futteraufnahme, um die Speichelproduktion zu fördern und den Magen vor Säureüberschuss zu schützen, da sie mit kleinen Mahlzeiten über den Tag verteilt ernährt werden sollten.


Magen

Der Magen eines Pferdes ist relativ klein (ca. 8–15 Liter Volumen) im Vergleich zum Körpergewicht und produziert kontinuierlich Magensaft (Salzsäure und Enzyme), auch wenn das Pferd gerade nicht frisst. Dies bedeutet, dass ein leerer Magen über längere Zeiträume zu einer Übersäuerung und zu Magengeschwüren führen kann. Ein konstantes Angebot an Raufutter hilft, die Säureproduktion zu puffern und den pH-Wert im Magen stabil zu halten.


Dünndarm

Der Dünndarm (ca. 20–25 Meter lang) ist der Hauptort für die Verdauung und Absorption von Nährstoffen, insbesondere von Zucker (Glukose), Fettsäuren und Eiweißen. Der Dünndarm enthält spezialisierte Enzyme (Amylase, Lipase, Proteasen), die Stärke, Fette und Proteine in kleinere Moleküle aufspalten, die dann durch die Darmwand aufgenommen werden. Das Pferd ist jedoch nicht sehr effizient in der Verdauung von Stärke und Zucker, besonders bei großen Mengen, da der Dünndarm nicht ausreichend mit Amylase ausgestattet ist.


Dickdarm (Caecum und Kolon)

Der Dickdarm eines Pferdes ist besonders wichtig für die Faserverdauung und das Fermentieren von Ballaststoffen. Der Caecum (Blinddarm) ist der Ort, an dem die Cellulose durch Mikroben (Bakterien und Protozoen) fermentiert wird, wobei kurzkettige Fettsäuren (VFA, volatile fatty acids) wie Essigsäure, Propionsäure und Buttersäure entstehen. Diese Fettsäuren liefern Energie für das Pferd. Ein gesunder Dickdarm ist daher entscheidend für die Energieversorgung und die Verdauung von Futter, das schwer verdauliche Zellwände enthält. Fehlernährung oder plötzliche Änderungen im Futterangebot können zu Verdauungsstörungen wie Koliken oder Durchfall führen.

Nährstoffe und ihre Funktionen

Kohlenhydrate (Raufutter und Stärke)

Pferde sind auf langkettige Kohlenhydrate wie Cellulose angewiesen, die hauptsächlich in Raufutter (Heu, Gras) vorkommen. Kohlenhydrate dienen als Energielieferanten, wobei insbesondere kurzkettige Fettsäuren im Dickdarm eine wichtige Energiequelle darstellen. Allerdings sind Pferde weniger gut in der Lage, große Mengen an Stärke (z. B. aus Hafer, Mais oder Kraftfutter) zu verdauen, was zu Verdauungsproblemen führen kann, insbesondere wenn diese schnell fermentiert wird. Eine plötzliche Aufnahme großer Stärke-mengen (z. B. bei zu schnellem Kraftfutterwechsel) kann zu einer Milchsäureakkumulation im Dickdarm führen, was zu einer Kolik oder Laminitis (Hufrehe) führen kann.

Fette

Fette sind eine hochgradig konzentrierte Energiequelle und werden besonders bei sportlich aktiven Pferden als Energiequelle verwendet. Fettreiche Futtermittel wie Öle (z. B. Raps- oder Sojaöl) werden oft hinzugefügt, um den Energiebedarf ohne zu viel Stärke zu decken. Fette haben zudem positive Auswirkungen auf das Haarbild und die Hautgesundheit.

Proteine und Aminosäuren

Proteine sind entscheidend für das Wachstum, die Reparatur und den Erhalt von Gewebe sowie für die Muskelbildung und Immunabwehr. Pferde benötigen insbesondere bestimmte essentielle Aminosäuren wie Lysin und Methionin. Pferde, die intensiven Sport treiben oder trächtige Stuten sind, haben einen höheren Bedarf an hochwertigen Eiweißen. Dies wird durch den Einsatz von Luzerne oder speziellen Eiweißmischungen in der Fütterung sichergestellt. Zu viel Eiweiß im Futter, besonders bei niedriger Aktivität, kann jedoch zu Nierenbelastung führen.

Nährstoffe und ihre Funktionen


Mineralien

Pferde benötigen eine ausreichende Zufuhr von Mineralien wie Kalzium, Phosphor, Magnesium, Natrium, Kalium und Spurenelementen wie Zink, Kupfer, Eisen und Selen. Ein ausgewogenes Verhältnis von Kalzium und Phosphor (etwa 2:1) ist für die Knochenbildung und die Knochenstruktur essentiell. Mineralstoffmängel oder -überschüsse können zu ernsthaften Problemen wie Knochenerkrankungen oder Verdauungsstörungen führen.


Vitamine

Vitamine spielen eine wichtige Rolle im Stoffwechsel und in der Immunabwehr von Pferden. Besonders die fettlöslichen Vitamine A, D und E sind für den Knochenaufbau, die Sehnen- und Bänderfunktion sowie die Muskelgesundheit von entscheidender Bedeutung. Vitamin E hat zudem eine starke antioxidative Wirkung, die das Pferd vor Zellschäden schützt, die durch intensive körperliche Belastung entstehen können.


Fütterungsmanagement

 Raufutter als Basis

Die Basisernährung von Pferden sollte vor allem aus Raufutter bestehen, da dieses die für die Verdauung notwendigen Ballaststoffe liefert und den Pferde-Magen-Darm-Trakt in Bewegung hält. Pferde sollten ungefähr 1,5 bis 2 % ihres Körpergewichts pro Tag in Form von Raufutter aufnehmen. Für gesunde Pferde ist es entscheidend, dass sie ständig Zugang zu Heu oder Gras haben, um Magen- und Darmprobleme zu vermeiden.


   

Kraftfutter und Ergänzungsfuttermittel

Kraftfutter (z. B. Hafer, Pellets, Mais) wird hauptsächlich für die Deckung des Energiebedarfs von arbeitenden oder sportlich aktiven Pferden verwendet. Es sollte jedoch vorsichtig eingesetzt werden, da es zu schnellen Blutzuckeranstiegen führen kann, die negative Auswirkungen auf die Verdauung und das Verhalten des Pferdes haben können. Bei der Fütterung von Kraftfutter ist es wichtig, kleinere Portionen über den Tag verteilt zu füttern, um den Verdauungsprozess zu optimieren und das Risiko von Koliken und Hufrehe zu minimieren.


Pferdefütterung als Fachdisziplin


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